Crop-Faktor einfach erklärt
Was der Crop-Faktor wirklich bedeutet
Wenn Sie schon einmal ein 50mm-Objektiv an Ihrer Kamera montiert und sich gefragt haben, warum es mehr herangezoomt aussieht als Fotos von jemand anderem mit einem „50mm“, haben Sie den Crop-Faktor in Aktion entdeckt.
Der Crop-Faktor ist einfach der Unterschied in der Sensorgröße zwischen Ihrer Kamera und einer Vollformatkamera (die dieselben Abmessungen wie 35mm-Film verwendet). Kleinere Sensoren „beschneiden“ das Bild, das von Ihrem Objektiv kommt, sodass es aussieht, als hätten Sie leicht herangezoomt.
Das ändert nicht die tatsächliche Brennweite Ihres Objektivs – es ändert nur, wie viel von der Szene Ihre Kamera erfasst.
Der Vollformat-Standard
Vor der digitalen Fotografie waren 35mm-Filmkameras der Standard. Als Digitalkameras aufkamen, verwendeten viele kleinere Sensoren, um Kosten und Größe zu sparen. Diese kleineren Sensoren erfassen weniger vom Bildkreis des Objektivs, weshalb der Begriff „Crop“ entstand.
Ein Vollformatsensor misst etwa 36mm x 24mm, während ein APS-C-Sensor ungefähr 24mm x 16mm misst – etwa 1,5-mal kleiner in jeder Richtung.
Dieses Verhältnis (1,5× für die meisten Marken, 1,6× für Canon) wird als Crop-Faktor bezeichnet.
Wie der Crop-Faktor die Brennweite beeinflusst
Ein 50mm Objektiv ist immer ein 50mm Objektiv – aber an einer APS-C Kamera bietet es das gleiche Sichtfeld wie ein 75mm Objektiv am Vollformat (50 × 1,5 = 75).
Deshalb "fühlt" sich dein Objektiv wie ein Zoom an. Der kleinere Sensor schneidet die Bildränder ab und zeigt einen schmaleren Ausschnitt der Szene.
Hier ist eine kurze Anleitung für gängige Brennweiten:
| Brennweite des Objektivs | Bei APS-C (1,5×) | Entsprechendes Vollformat-Sichtfeld |
|---|---|---|
| 24mm | ~36mm | Mäßig Weitwinkel |
| 35mm | ~52mm | Natürliche menschliche Perspektive |
| 50mm | ~75mm | Kurzes Teleobjektiv, ideal für Porträts |
| 85mm | ~128mm | Enge Kopfporträts |
| 100mm | ~150mm | Aufnahmen mit Distanzkompression |
Wenn du also ein 50mm Objektiv an einer APS-C Kamera benutzt, verwendest du effektiv ein kurzes Teleobjektiv – ideal für Porträts, aber nicht optimal, wenn du einen "normalen" Bildwinkel erwartet hast.
Warum der Crop-Faktor wichtig ist
Das Verständnis des Crop-Faktors hilft dir:
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Wähle Objektive mit Bedacht.
Wenn du die klassische "normale" Sicht möchtest, wähle etwa 35mm auf APS-C, nicht 50mm. -
Plane deine Aufnahmen.
Weitwinkelobjektive wirken auf Crop-Sensoren enger, was Innenaufnahmen oder Landschaften schwieriger machen kann. -
Vergleiche zwischen Systemen.
Es ermöglicht dir, deine Lieblingsbrennweiten zwischen verschiedenen Kameratypen zu übertragen.
Vollformat vs Crop-Kamera: Was sich ändert
Bildwinkel
Ein kleinerer Sensor schneidet das Bild zu, sodass du weniger von der Szene siehst. Das ist der Hauptunterschied, der sichtbar ist.
Schärfentiefe
Bei gleicher Bildkomposition und Blende erzeugen APS-C Kameras eine etwas größere Schärfentiefe – das heißt etwas weniger Hintergrundunschärfe – im Vergleich zu Vollformat. Deshalb haben Porträts von Vollformatkameras oft diesen zusätzlichen "Pop".
Rauschen und Licht
Vollformatsensoren sind größer und sammeln daher mehr Licht pro Pixel. Das bedeutet sauberere Bilder bei hohen ISO-Werten und etwas mehr Dynamikumfang. Aber moderne APS-C Sensoren sind immer noch ausgezeichnet – für die meisten Fotografen ist der Unterschied gering.
Warum sich 35mm auf APS-C "normal" anfühlt
Bei Vollformat wirkt ein 50mm Objektiv natürlich, weil es ungefähr der Sichtweise unserer Augen entspricht.
Auf APS-C entsteht dieser natürliche Look bei etwa 35mm, weil der kleinere Sensor enger zuschneidet.
Deshalb nennen viele Fotografen ein 35mm-Objektiv auf APS-C das „Alltags-“ oder „Walkaround“-Objektiv — es entspricht unserer realen Perspektive.
Das Verständnis des „Vollformat-Looks“
Vollformatfotos werden oft als filmischer wahrgenommen, hauptsächlich wegen ihrer:
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Geringere Schärfentiefe (leichtere Hintergrundunschärfe).
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Etwas sanftere Tonwertübergänge.
-
Größerer Bildwinkel bei gleicher Brennweite.
Aber die Wahrheit ist, dass man mit einem schnellen Festbrennweitenobjektiv und sorgfältiger Technik auf APS-C ähnliche Ergebnisse erzielen kann. Ein 35mm f/1.4 auf APS-C kann zum Beispiel genauso traumhaft aussehen wie ein 50mm f/1.8 auf Vollformat.
Crop-Faktor Spickzettel
| Kameratyp | Crop-Faktor | Beispielmodelle |
|---|---|---|
| Vollformat | 1,0× | Canon R6, Nikon Z6, Sony A7 |
| APS-C | 1,5× (1,6× für Canon) | Fuji X-T5, Nikon Z50, Canon R7 |
| Micro Four Thirds | 2,0× | Olympus OM-5, Panasonic G9 |
| Mittelformat | 0.8× (größerer Sensor) | Fujifilm GFX series |
Je kleiner der Sensor, desto enger wird Ihr Sichtfeld mit demselben Objektiv.
FAQs zum Crop-Faktor
Warum sieht mein 50mm-Objektiv wie ein Zoom aus?
Weil Ihre APS-C-Kamera einen kleineren Sensor hat. Sie schneidet das Bild zu und bietet ein Sichtfeld wie ein 75mm-Objektiv auf Vollformat.
Beeinflusst der Crop-Faktor die Belichtung?
Nein. Brennweite und Blende ändern nicht die Lichtmenge, die auf den Sensor trifft – nur das Sichtfeld.
Sollte ich Vollformat-Objektive für meine APS-C-Kamera kaufen?
Sie können es, und sie funktionieren gut. Aber sie wirken enger und sind tendenziell schwerer und teurer.
Welches Objektiv bietet auf APS-C eine normale Sicht?
Ein 35mm-Objektiv bietet eine ähnliche Perspektive wie 50mm auf Vollformat – ideal für den Alltag.
Kann ich auf APS-C Hintergrundunschärfe erzielen?
Ja. Verwenden Sie schnelle Objektive wie f/1.8 oder f/1.4 und fotografieren Sie näher an Ihrem Motiv, um die Unschärfe zu maximieren.
Fazit: Der Crop-Faktor ist nur Perspektive
Der Crop-Faktor ändert Ihr Objektiv nicht – er ändert nur, welchen Teil des Bildes Ihre Kamera aufnimmt.
Sobald Sie verstehen, dass ein 35mm auf APS-C einem 50mm auf Vollformat entspricht, wird die Objektivwahl einfach. Sie können Objektive danach auswählen, wie Sie die Welt sehen möchten, nicht nur nach den Zahlen auf dem Objektivtubus.
Ob Sie APS-C oder Vollformat verwenden, am wichtigsten ist, wie Sie Ihre Ausrüstung nutzen, um eine Geschichte zu erzählen.